Entfesselt Blitzen II
Kamera- & Blitzeinstellung
Endlich gehts weiter mit dem entfesselten Blitzen… Nach dem Artikel Entfesselt Blitzen I setze ich jetzt an dessen Ende an, und erkläre euch hier mal, wie ich meine, im ersten Artikel vorgestellte Technik einsetze.
Eines sollte euch bei meinem Setup klar sein: Es gibt keinen Automatik-Modus mehr! Kamera und Blitz tauschen keine Belichtungs-Informationen aus. Die Kamera übergibt beim Auslösen lediglich das Signal „Blitz auslösen“ – sonst nichts. Was bedeutet das für den Menschen hinter der Kamera? Genau – er/sie muß alles selbst übernehmen. Um gleichbleibende und reproduzierbare Ergebnissen zu erhalten, müssen also Blitz und Kamera im manuellen Modus betrieben werden. Klingt Anfangs noch schwierig, aber man findet sich mit zunehmender Erfahrung recht schnell zurecht. Mein Tipp dazu am Rande: Jeder alte, noch so einfache Blitz wird damit zu einem wertvollen Leuchtmittel!
Nun aber ans Eingemachte, ich gehe immer meistens wie folgt vor:
- Wahl der Blende passend zur Bildidee (Schärfentiefe)
- Messen des konstanten Lichts und Wahl der passenden Belichtungszeit
Will man vorhandenes Licht mit Blitzlicht mischen, kommen als nächstes zwei Merksätze ins Spiel:
- Die Belichtungszeit steuert das vorhandene Licht
- Die Blende steuert das Blitzlicht
Für das Bild bedeutet das also folgendes: Die Menge an konstantem Licht regele ich über die Belichtungszeit, das Blitzlicht regele ich über die Blende. Wenn ich also meine Belichtungszeit doppelt so lange wähle, bleibt die Menge an aufgenommenem Blitzlicht gleich (die Abbrennzeit von Blitze ist meist kleiner als 1/1000s), aber die Menge des Konstant-Lichts hat sich verdoppelt. Mit der Blende kann ich dann die Menge des Blitzlichts steuern (die beeinflußt zwar auch das Konstant-Licht, aber das kann ich wieder über die Belichtungszeit kompensieren, sofern nötig).
Je nach Blendenöffnung, starte ich meistens mit 1/32 bis 1/8 Blitzleistung meines Hauptlichts. Um die richtige Verschlußzeit zu finden, mache ich vorher ein Testbild ohne Blitz, und kann dann sehen, ob z.B. die Wolken die richtige Zeichnung erhalten, oder schon überbelichtet sind.
Klingt ja alles gut, hat aber leider gewisse Grenzen: Die Synchronzeit. Meine beiden Nikons (D700 & D7000) schaffen hier max. 1/320s. Meine Funkempfänger schaffen max. (zuverlässig) 1/250s. Deshalb kann meine Belichtungszeit kürzestenfalls 1/250s betragen. Wenn ich nun so viel wie möglich vom Konstant-Licht ausschalten will, dann wähle ich also 1/250s.
Für das Blitzlicht an sich ist dann noch folgender Merksatz wichtig:
- Licht nimmt mit dem Quadrat der Entfernung ab
Das bedeutet also: Je sich näher mein Licht am Modell befindet, desto kleiner muß ich die Blende wählen, bzw. mit desto weniger Leistung kann ich blitzen. Wenn ich mit Softboxen arbeite, stelle ich diese übrigens immer so nah, wie es die Bildgestaltung zulässt an mein Model ran. Denn je größer die Lichtquelle im Vergleich zum beleuchteten Objekt, desto weicher das Licht. Im Umkehrschluß wird das Licht härter, je kleiner die Quelle ist, bzw. je größer die Distanz zwischen Licht und Objekt. Aber das bringt mich eigentlich schon auf das Thema Lichtformer, um das es hier ja noch gar nicht geht…
Zum Schluß hier noch ein Beispiel
Die Belichtung im Gesicht unterscheidet sich trotz gleichbleibender Blitzleistung doch ein wenig, das liegt aber nur am reichlich vorhandenen kontanten Licht, das natürlich auch auf mein Model fällt…
DonPaolo
17.01.2012Vielen Dank für den interessanten Artikel.
Lucky
18.01.2012Aber gerne doch! 🙂
Bernd
21.01.2012Danke für den Artikel. Schön erklärt und die Beispielbilder sprechen für sich und zeigen einem gut das im Artkel erklärte 🙂
Es werde Licht! « synczeit|*
03.04.2012[…] Mischung aus Blitzlicht und vorhandenem Licht findet, könnt ihr übrigens hier nochmal nachlesen: Entfesselt Blitzen II. Die eingesetzte Technik (beim Bild oben übrigens ein SB-800 in der Lastolite Ezybox Hotshoe […]